StoryBlog

Tierschutz oder Züchter? Teil 3 – Hunde aus dem Tierheim

  • Unser erster Spaziergang im Tierheim
  • Paulas Tierheim-Anzeige, damals noch als Fossa
  • Noch etwas ängstlich zuhause
  • Paula endlich angekommen

Hier kommt nun Teil 3 unserer Serie “Tierschutz oder Züchter”. Nach den Beiträgen über Tina und Tommy aus Rumänien und Airedale-Terrier Ronja vom Züchter erzähle ich (Katharina) euch, wie meine Labrador-Hündin Paula und ich zueinander fanden.

Nachdem unsere 13-jährige Golden Retriever Hündin Bea 2009 eingeschläfert werden musste, waren meine Mutter und ich sehr traurig. Wir hatten kurz zuvor ein Haus gekauft und renoviert und die Entscheidung hierfür ist nicht unwesentlich durch Bea beeinflusst worden. Sie war noch superfit für ihr Alter, nur die Knochen haben nicht mehr so mitgemacht, daher wollten wir ihr gerne die vielen Treppen in unsere alte Wohnung ersparen … Jetzt saßen wir in dem tollen Haus mit Garten ohne Hund 🙁 .

Liebe auf den ersten Blick

Es wurde Frühling und ich habe langsam angefangen im Internet nach einem neuen Mitbewohner Ausschau zu halten. Ich habe als Erstes auf der Internetseite unseres Tierheims in Siegen geschaut. Wir hatten uns entschlossen, keinen Welpen mehr zu nehmen, da meine Mutter chronisch krank ist und ich Vollzeit berufstätig, also warum nicht einen älteren Hund aus dem Tierheim „retten“. Irgendwie sprang bei keinem Hund der Funke über, also habe ich meine Suche im Internet ausgeweitet. Gute Güte, darauf war ich nicht gefasst, wie viele arme Hunde es gibt und auch wie viele unterschiedliche Tierschutzorganisationen (hierzu hat ja schon Sabine berichtet). Ich habe gefühlt tausend Hunde gesehen, doch plötzlich sah ich auf einer spanischen Tierschutzseite eine schwarze Labradorhündin, die ganz traurig aussah und mich hats getroffen. Das ist kein Witz, war tatsächlich so. Unter dem Foto stand dann: Fossa ist auf den Weg ins Tierheim Siegen.

Paula im Tierheim auf Mallorca

Paulas Welpen

Verrückt dachte ich, das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl. Und so war es: Fossa war mit einigen Hunden aus einem mit dem Tierheim Siegen befreundetem Tierheim aus Mallorca geholt worden. Ich bin sofort losgefahren. Da war sie, ganz schwarz und schmächtig, 1 ½ Jahre alt, Mutter von 4 Welpen, die auf Mallorca vermittelt wurden (hoffentlich gut!!!) und total ängstlich. Ich durfte mit ihr in ein separates Gehege, nur sie und ich. Ich habe mich in einen Unterstand gesetzt, der von hinten offen war. Sie ist die ganze Zeit wie ein Tiger um mich rumgeschlichen, ängstlich aber auch neugierig. Ich habe sie nur beobachtet und bin sitzen geblieben, dann kam sie von hinten und hat an mir geschnuppert. Das war wohl gut 🙂 , denn sie blieb und ließ sich streicheln. Es war ein toller Moment! Nach einer Zeit entdeckte ich lauter Zecken in ihrem Fell, ich bin zu den Pflegern gegangen und habe mir eine Zeckenzange besorgt und sie hat sich von mir sofort alle Zecken ziehen lassen. Hört sich bekloppt an, das war aber ein tolles Gefühl, da sie mir so schnell komplett vertraut hat.

So schnell war das Happy End aber noch nicht eingetütet. Da sie eine schöne, junge Labradorhündin war, gab es auch viele Interessenten und eine Familie, die vor uns da war. Ich bin noch weitere 2 Mal dort gewesen, einmal mit meinem Opa. Das war nicht so gut, denn sie hatte total Angst vor Männern. Und einmal mit meiner Mutter, da durften wir mit ihr spazierengehen.
Unser Tierheim in Siegen ist wirklich sehr darauf bedacht, dass die Hunde zu passenden Besitzern kommen. Sie haben sich nach 3 Besuchen und einem Hausbesuch bei uns für uns entschieden, da wir Fossa das ruhigste (und männerärmste 😉 ) Zuhause bieten konnten.

Fossa heißt ja jetzt Paula, wie ihr wisst. Sie ist jetzt seit 9 Jahren bei uns und noch lange Zeit sind die Mitarbeiter zur Kontrolle gekommen. Das fand und finde ich richtig klasse! Ich habe aber auch von anderen Hundebesitzern gehört, dass sie vom Tierheim abgewiesen wurden, weil die Wohnung zu klein war oder man Angst hatte, dass die Leute nicht genug Zeit für den Hund haben. Das mag man krass finden, ich finde es gut. Sich einen Hund in die Familie zu holen, bedeutet ein neues Familienmitglied aufzunehmen und die Verantwortung bis an sein Lebensende zu tragen.

Hier meine Tipps für die Auswahl eines Hundes aus einem Tierheim:

  1. Tierheim ist nicht gleich Tierheim. Es gibt hier große Unterschiede. Es gibt Tierheime, die geben ihre Tiere relativ unbedarft ab. Ich habe nur persönliche Erfahrungen mit dem Tierheim Siegen gemacht und das kann ich euch uneingeschränkt empfehlen. Tolles Team, tolle Vermittlungsphilosophie.
  2. Achtet nicht nur auf das Äußere. Der Hund muss vor allem zu eurem Temperament und eurem Engagement passen. Ein älteres Paar braucht wohl keinen hyperaktiven jungen Boxer und eine junge Familie mit wenig Zeit sicher keinen Border Collie, der ständig neue Aufgaben braucht.
  3. Lasst euch vom Tierheim-Team beraten. Die Mitarbeiter kennen die Hunde gut und wissen, welcher Hund zu euch passt.
  4. Lasst euch Zeit. Wenn der Funke nicht überspringt, dann ist es so. Entweder ihr schaut nochmal woanders nach oder einfach ein paar Wochen später noch einmal. Leider kommen ja immer neue Hunde nach. Und wenn ihr einen Hund ausgewählt habt, dann schlaft trotzdem nochmal drüber, kommt wieder und geht mit ihm spazieren. So eine Entscheidung sollte man nicht überstürzen, es gibt nichts Schlimmeres für einen Hunde, wenn er nach kurzer Zeit wieder zurück ins Heim muss.
  5. Geht so schnell wie möglich zum Check zum Tierarzt. Keine Sorge, die Hunde sind in der Regel ja schon gecheckt, aber bedenkt auch, dass ein Tierheim viele Tiere mit wenig Geld zu versorgen hat (Paula war z. B. total verwurmt, als sie zu uns kam).
  6. Bezahlt gerne die Schutzgebühr. Bedenkt, was das Tierheim schon alles für euren neuen Liebling getan hat. Das ist in der Regel mehr wert als die Höhe der Schutzgebühr!
  7. Hier findet ihr ein paar grundsätzliche Überlegungen, die jeder vor einer Hundeadoption tätigen sollte: http://www.tierheim-siegen.de/info/tierhaltung/hundehaltung/

Hier meine Tipps zur Eingewöhnung in das neue Zuhause:

  1. Lasst es ruhig angehen. Der Klassiker ist ja erstmal die ganze Familie zum Gucken einzuladen. Das würde ich weder bei einem Welpen noch bei einem Hund aus dem Tierheim oder Tierschutz empfehlen. Im Gegenteil, gewährt dem Hund Rückzugsmöglichkeiten und Ruhe. Am besten ihr lasst ihn auf euch zukommen. Paula hat z.B anfangs sehr viel geschlafen.
  2. Den Hund nicht zu schnell ableinen. Erfahrungsgemäß braucht es ca. 6 bis 8 Wochen, bis der Hund verstanden hat, dass er jetzt zu euch gehört und eine gewisse Grundsicherheit hat. Paula ist anfangs immer bei Fuß gegangen, plötzlich hat sie kapiert, dass ich immer nach ihr schaue und aufpasse und hat ihre neue Sicherheit in vollen Zügen ausgekostet 😉 .
  3. Nicht zu mitleidig sein. Wir haben auch den Fehler gemacht und immer gedacht, der arme Hund, was der alles mitgemacht hat. Fehler! Das ist Menschendenken. Natürlich muss man die Ängste der Hunde respektieren und sie entsprechend behandeln. Aber Paula hatte z.B. Angst vor Männern, aber wenn keine da waren, hatte sie auch kein Angst und war dementsprechend forsch zu Artgenossen. Meiner Mutter hat sie auch gerne mal mit einem ordentlichen „labradorschem“ Körperkontakt zum Füttern aufgefordert …
  4. Viel Liebe hilft auch viel. Mit Geduld, Ruhe und Liebe (okay und auch Konsequenz 😉 ) bekommt man eventuelle Unsicherheiten und Ängste in der Regel schnell in den Griff.

Fazit

So, jetzt aber genug erzählt. Falls ihr euch einen Hund aus dem Tierheim holen wollt, kann ich das nur von Herzen empfehlen. Einen dankbareren und treueren Begleiter könnt ihr nirgendwo anders bekommen … Vielleicht werdet ihr ja hier schon fündig: http://www.tierheim-siegen.de/tierart/hund/

Eure Katharina

 

Wir feuen uns über deine Gedanken

Hinterlasse einen Kommentar