Nach unserem Interview mit Sabine, Frauchen der Tierschutzhunde Tina und Tommy aus Rumänien, möchte ich euch erzählen, warum wir uns für einen Hund vom Züchter entschieden haben.
Die Entscheidung für einen Hund war bei uns gleichzeitig die Entscheidung für einen Airedale Terrier. Meine Tiererfahrung beschränkte sich auf Meerschweinchen und Wellensittiche und ein paar Begegnungen mit Iris, der letzten Airedale-Dame meiner Schwiegereltern. Mein Mann Alex ist sozusagen im Airedale-Körbchen groß geworden – für ihn kam kein anderer Hund in Frage. Meine Begeisterung hielt sich anfangs in Grenzen: Iris sah aus wie Alf, war zum Zeitpunkt unseres ersten Zusammentreffens schon ziemlich alt, blind, taub und ihre Körpersprache glich der eines sturen Esels. Immerhin war sie ein allergiefreundlicher Hund, denn sie verlor keine Haare, dachte ich.
Erst nach der Entscheidung für einen Airedale stellt sich uns die Frage: Tierheim oder Züchter? Vor etwa 40 oder 50 Jahren war der Airedale ein sehr beliebter Familienhund und dementsprechend auch in Tierheimen zu finden. Dort schauten wir zuerst, aber vergebens. Die Rasse war schlicht und einfach „out“. Im Internet stießen wir auf einen Züchter, der auf seiner Homepage seinen R-Wurf vorstellte. In der Zwischenzeit hatten wir uns viel informiert und wussten, dass wir uns das „Elternhaus“ unseres Hundes gut anschauen mussten. Der Züchter lud uns ein, ihn und seine Rasselbande kennenzulernen.
Hier ein Bild von Ronja und ihren Geschistern bei unserem ersten Besuch 😊 . Im Kopf hatten wir eine Art Checkliste, um beurteilen zu können, wie es um die Seriösität der Zucht bestellt ist.
Darauf haben wir bei unserem Besuch geachtet:
- Kompetente Begleitung: Erstmal haben wir einen gemeinsamen Freund mit Hundeerfahrung gebeten, mitzukommen und sich ein Bild zu machen.
- Anzahl der Hunde: Seriöse Züchter halten nur kleine Zuchtrudel, die meist in die Familie integriert und gut sozialisiert sind.
- Eine Rasse: Eine professionelle Zucht arbeitet in der Regel nur mit einer Rasse und gehört einem anerkannten Zuchtverband an. Wichtige Infos und Listen eingetragener Züchter findet ihr auf der Internetseite des VDH (Verband für das deutsche Hundewesen): www.vdh.de
- Muttertier: Wie geplant haben wir als erstes Ronjas Mama kennengelernt. Im Fall oben (siehe Link) gab es keine Muttertiere, die man sich anschauen konnte – nur Ausreden.
- Transparenz: Der Züchter war sehr aufgeschlossen und zeigte uns sein Haus mit großem Grundstück, auf dem die Hunde frei laufen konnten.
- Sorgfalt gegen Erbkrankheiten: Er zeigte uns auch Ronjas Stammbaum und erklärte, dass seine Zuchttiere die strengen gesundheitlichen, wesenstechnischen und äußerlichen Kriterien erfüllen.
- Vertrauenssache: Nicht nur wir, sondern auch der Züchter stellte viele Fragen, z. B. zu unserem familiären Umfeld, unserer Wohnsituation und unserer Motivation, einen Airedale aufzunehmen. Gleichzeitig beobachtete er uns ausgiebig während der Kontaktaufnahme zu seinen Tieren (da war mein Mann natürlich im Vorteil, er lief mit glänzenden Augen von Airedale zu Airedale und schloss Freundschaft 😊).
- Umfeld: Ronja und ihre Geschwister machten schon in der Wurfbox einen sehr gepflegten, aufgeweckten Eindruck – genau wie der Rest ihres Rudels.
- Verantwortung: Am liebsten hätten wir Ronja sofort mitgenommen, aber das durften wir erst im Alter von 11 Wochen.
- Preis: Wir wussten vorher schon, dass Preise über 1.000 Euro durchaus ihre Berechtigung haben und gleichzeitig ein Indiz für die Seriosität eines Züchters sind. Es sind schließlich die Kosten für eine liebevolle Aufzucht mit tierärztlicher Begleitung und allem Drum und Dran.
Heute kann ich sagen, dass ich die Airedale-Liebe meines Mannes teile, wenn nicht sogar in den Schatten stelle. Der Airedale ist einfach unser Hund. Die Entscheidung für den Züchter fällten wir, weil wir im Tierheim keinen fanden. Das Alter des Hundes spielte bei uns die zweite Geige und so ging die Entscheidung für einen Welpen mit der für den Züchter einher. Gerade für mich als Hundeanfänger war es schön, Ronja von Anfang an zu begleiten und aufwachsen zu sehen. Sie ist ein Terrier wie aus dem Lehrbuch. Mutig, wachsam, robust, kinderfreundlich, temperamentvoll und mit ihren 6 Jahren noch ein richtiger Clown. Dass irgendwann mal ein Esel eingekreuzt wurde, halte ich für möglich, wenn ihr Dickkopf mit ihr durchgeht sogar für sehr wahrscheinlich 😉.
Fazit
Welcher Hund zu einem passt, muss jeder für sich entscheiden. Als Hundeanfänger hatte ich mit meinem großen Terrier auch schwierige Zeiten (z. B. wenn’s ums Jagen geht – schaut mal hier: lumpino.de/die-sache-mit-dem-jagen/). Deshalb ziehe ich den Hut vor Menschen, die aus Überzeugung Hunde aus dem Tierschutz bei sich aufnehmen und dabei in den meisten Fällen nicht wissen, welche Rasse, welche Geschichte und welcher Charakter auf sie zukommt. Wer einen Hund vom Züchter zu sich nimmt, kommt nicht drum herum, sich die Mühe zu machen, hinter die Kulissen zu schauen. Denn für einen guten, verantwortungsvollen Züchter ist „züchten“ nicht nur „vermehren“, sondern die Berufung, die Vielfalt und Gesundheit der Hunderassen zu sichern.