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Silvesterangst beim Hund – 1 verrückter Hack und viele Tipps

Tschingerassabum!!! Paula und mir graut’s schon davor: Silvester. Während andere sich freuen, Partys zu feiern und das neue Jahr zu begießen, haben wir Stress – aber so richtig! Wie es dazu kam und was wir dagegen schon alles unternommen haben erfahrt ihr hier:

Jedes Jahr frage ich mich: Wie konnte das passieren?

Paula ist aus dem Tierheim – genauer gesagt, ein Tierschutzhund aus Mallorca. Sie kam mit 1 ½ Jahren zu uns. Im Gepäck hatte sie viele Ängste: Männer waren doof, laute Geräusche auch und sogar banale Dinge wie Hauseingänge oder Licht, das angeschaltet wird, kamen ihr „spanisch“ vor 🙂 . Es hat lange gedauert, bis es besser wurde. Heute mag sie sogar Männer, besonders die, die man im Wald trifft und – oh Wunder – Leckerchen aus den Untiefen ihrer Tasche zaubern (An dieser Stelle danke ich allen männlichen Hundefreunden aus der Wenscht und vom Ruhrst, ohne euch wäre Paula nie von ihrem Anti-Männer-Trip runter gekommen!!!)

Eine Angst ist geblieben – die vor Geräuschen, deren Herkunft Paula nicht ausmachen kann, z. B. Musik auf Festen, das Gaszischen von Freiluftballons im Sommer, Schüsse im Wald und eben auch Silvesterböller. Bei unserer alten Hündin, die wenig Ängste hatte, konnte ich schon feststellen, dass ihre wenigen Ängste ohne erkennbaren Grund im Alter schlimmer wurden. So auch bei Paula. Jedes Jahr wird es schlimmer mit der Angst vor der Böllerrei. Anfangs hat sie viel gehechelt und war leicht verängstigt, später kam noch zielloses im Kreis laufen dazu, wieder später Einbuddelversuche usw. Heute sind wir soweit, dass sie richtig panisch ist und ich fürchte, dass sie vor lauter Angst einen Herzinfarkt bekommt.

Folgende Dinge habe ich erfolglos ausprobiert:

  • ruhig bleiben und ignorieren …  anfangs als es noch nicht so schlimm war
  • Adaptil-Tabletten … habe keinen Unterschied gemerkt
  • Pheromone als Halsband und Zerstäuber … hat auch nix gebracht
  • Rescue-Tropfen … hahahahhaaaaa, sorry, mag bei leichteren Fällen helfen

Und jetzt wird’s hart:

Ich habe letztes Jahr ein Sedativum (Sedalin) vom Tierarzt empfohlen und ausgehändigt bekommen. Ich berichte euch jetzt ausführlich davon, weil ich möchte, dass dies niemand tut. Ich könnte mich heute noch dafür schlagen, dass ich das gemacht habe. Aber glaubt mir, ich war verzweifelt.

Also ich habe eine Paste vom Tierarzt bekommen, die meinen Hund sedieren sollte, sodass er nichts mehr mitbekommt, ergo keinen Stress mehr hat. Ich musste berechnen, wie viel Gramm sie bekommt, das war nicht eindeutig beschrieben bzw. ich war irritiert, denn die Tube war groß und die errechnete Menge klein. Nicht auszudenken, wenn ich mich auch noch vertan hätte. Also gab ich Paula wie empfohlen 2 Stunden vor Mitternacht die Paste.

Paula fing ganz schlimm an zu hecheln und wusste offensichtlich nicht, was ihr geschieht, bestimmt eine halbe Stunden lang, dann ist sie eingeschlafen. Aber leider war das nicht wie schlafen, sondern der Hund atmet immer noch schwer und man hat Angst, ob man richtig dosiert hat und dem Hund etwas in der Narkose passiert. Es war schrecklich, aber das Schlimme kommt erst noch. Irgendwann gegen Morgen wurde Paula langsam wieder wach und wusste nicht, was los ist. Sie war völlig verwirrt und wollte immer wieder aufstehen und konnte nicht. Ich hatte Sorge, dass sie sich auf dem Weg in den Garten verletzt, da wir viele Treppen haben und sie noch nicht richtig laufen konnte. Dann hat es nochmal gedauert, bis die Narkose soweit überstanden war, dass Paula wieder geradeaus gehen konnte. Ab da ging es dann.

Also unterm Strich war es der Horror für den Hund, aber auch für mich, da ich den Hund ab 22 Uhr bis zum nächsten Morgen ängstlich überwacht habe. Es war ein 12 Stunden Horrortrip! Also, falls euer Tierarzt jemals damit um die Ecke kommt, tut es einfach nicht, denkt an mich und Paula!

Was ich noch nicht ausprobiert habe und auch nicht ausprobieren werde:

  • Alkohol: Es gibt tatsächlich Hundebesitzer, die darauf schwören. Würde ich nie machen, da ich es schrecklich finde, einen Hund in eine Situation zu versetzten, die er nicht versteht und ihn zusätzlich verunsichert (habe ich ja mit dem Sedativum bitter erfahren müssen)!
  • Diazepam: Sehr umstrittenes Thema. Ganz ehrlich, wenn ich die schreckliche Erfahrung mit dem Sedativum nicht gemacht hätte, würde ich es ausprobieren. Diesen Artikel finde ich sehr gut. Darin finde ich unser Leid sehr mitfühlend und treffend beschrieben: http://www.tierarzt-rueckert.de/silvesterangst-hund

Was ich testen würde/werde:

Folgende 5 Tipps kann ich euch guten Gewissens geben:

1

Ignoriert euren Hund nicht!

Ihr müsst die Angst nicht bestätigen, aber Körperkontakt und Zuwendung im Sinne von “ich sehe deine Not und bin bei dir” haben meiner Hündin immer Sicherheit gegeben.

2

Anleinen

Die Verbindung zu mir hat sie immer beruhigt und hat das Herumirren unterbunden. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich so nicht so hochschaukeln kann.

3

Selber ruhig bleiben

Ich liege dann auf dem Sofa, habe Paula angeleint, habe ständig Blick- oder Körperkontakt mit ihr, aber bin selber ganz ruhig und entspannt (zumindest, soweit es möglich ist 😉 ).

4

Bekannte Nebengeräusche verstärken

Fernseher oder Radio laut machen, sich selber darauf konzentrieren evtl. mitsingen 😉

5

 Autobahn fahren

Um ca. 23 Uhr, wenn es schlimm wird, pack ich mir Paula, setze mich ins Auto und fahre auf die Autobahn. Warum? Das werde ich euch hier näher beschreiben:

Mein verrückter Hack: Autobahnfahren

Hört sich total bekloppt an, aber es hilft. Ich habe den Tipp von einer Hundesitterin, die das auch mit ihrem Hund macht. Und als es dann bei uns ganz schlimm wurde, habe ich es einfach getestet. Wir wohnen in Siegen, hier kreuzen sich die A4 (Richtung Köln) und die A45 (Richtung Dortmund/Frankfurt). Wir haben uns für die A4 Richtung Köln entschieden, da diese durchs Bergische Land führt, das eher dünn besiedelt ist. Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich, warum unbedingt Autobahn und nicht Landstraße. Auf der Landstraße kommt man unweigerlich durch Dörfer, in denen oft besonders schlimm geböllert wird. Autobahnen führen selten direkt durch Orte sondern meist durch Waldgebiete. Natürlich sieht man auch die Silvesterböller, aber man fährt schnell dran vorbei und der Schall erreicht einen im besten Fall gar nicht. Paula und ich düsen also zwischen 23 und 2 Uhr über die Bahn. Wir sind meist alleine unterwegs und hören Radio. Ich weiß noch, vor 2 Jahren habe ich mich von Anke Engelke und dem leider verstorbenen Roger Willemsen ins neue Jahr moderieren lassen, das war ganz chillig 🙂 . Paula liegt auf der Rückbank und entspannt sich immer mehr. Wenn wir wieder nach Hause kommen, ist das Schlimmste geschafft. Den Rest der Nacht verbringen wir mit lautem Fernseher auf dem Sofa mit Paula an der Leine. Klar ,bei richtig miesem Wetter oder mit einem Hund, der nicht gerne Auto fährt, ist das natürlich auch nicht so genial, aber uns hat’s bisher sehr geholfen.

Auch diese Silvesternacht werden wir wie die letzten Jahre ohne großes Tschingerassabumm überleben. Vielleicht konnten wir euch ja ein bisschen helfen 😉 In diesem Sinne: Paula und ich wünschen euch allen einen gechillten Rutsch ins Neue Jahr!

 

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2 Comments
  1. Wir haben ein Wohnmobil und sind letztes Jahr zum Flughafen gefahren, weil dort nicht geschossen werden darf! Die Ruhe hat nicht nur unserem Hund gut getan. Ich mag die Knallerei auch nicht. Dieses Jahr suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen in den Bergen. Mal schauen, wo´s uns hintreibt ……

    • Hi Cloudy, das ist auch eine coole Idee. Wenn man ein Wohmo hat ist natürlich super, da würden mir bei uns im Hinterland 😉 auch tolle Ecken einfallen, wo man sich verkriechen könnte. LG, Katharina PS: Euch einen guten Rutsch!

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